Wie die Planeten unser Bewusstsein ergreifen und zum Agitieren bringen
Die Planeten stellen astrologisch gesehen Bewusstsein dar.
Sie werden als Grahas bezeichnet, was so viel wie ,,Ergreifer" bedeutet: sie ergreifen auf eine bestimmte Art und Weise das Bewusstsein.
Die genaue Symbolik der Grahas, so wie sie bei Parashara und Jaimini beschrieben ist, findest du übrigens (neben der Symbolik der Rasis, Bhavas und Nakshatras) auch auf den Lernkarten, die ich für angehende Astrologen angefertigt habe; diese haben mir geholfen und helfen mir weiterhin, die Symbolik zu üben und zu verinnerlichen. Alles ,,Wissenswerte" findest du dort auf den ,,Vokabelkarten".
Oder anders gesagt: wenn du die Symbole und die Bedeutung der Symbole auf den Lernkarten halbwegs sicher beherrscht, dann hast du das wichtige astrologische ABC verinnerlicht und bist bestens aufgestellt.
Zur Erläuterung der Bedeutung der Symbole spezifisch der Grahas empfehle ich dir uneingeschränkt das Buch Graha Sutras von Ernst Wilhelm. Hier kannst du einmal so richtig in das Bewusstsein und die Mythologie der Grahas eintauchen, und die Grahas dadurch auf einer tieferen Ebene verstehen und in deinem Leben und Alltag wirken sehen.
Grahas sind Bewusstsein / Spiritualität
Vielleicht sollte ich an dieser Stelle einmal grundlegend festhalten: Bei dem hinter vedischer Astrologie stehenden Glaubenskonzept handelt es sich nicht um Polytheismus, wie vielleicht manchmal geglaubt wird, sondern um Henotheismus.
Ja, Grahas und Nakshatras werden als Facetten göttlichen Bewusstsein und als göttliche Energien angesehen (,während Rasis und Bhavas als ,,unbewusste Manifestationen Vishnus" in dem Sinne sekundär sind, als sie mehr die Umgebung dieses Bewusstseins bzw. dieser Energien, also sozusagen die Container, in die sich das göttliche Bewusstsein der Grahas und Nakshatras ergießt, darstellen). Doch steht hinter dieser vermeintlichen Vielheit auch für vedische Astrologen eine grundsätzliche Einheit: Vedische Philosophie ist nämlich in ihrem Kern nondual.
Diese grundsätzliche Einheit heißt bei den Veden Brahman. Anstelle von Brahman könnten wir auch vom Einen "monotheistischen", formlosen Gott sprechen, welcher alle Bildnisse und Vorstellungen, die wir von ihm oder ihr oder es haben, transzendiert. Wir könnten alternativ auch von der Einen formlosen Substanz hinter der phänomenalen Vielheit sprechen, wenn wir uns dem Begriff lieber philosophisch-ontologisch anstatt theologisch annähern wollen. Dies sind Bezeichnungen im Medium der Worte, und sie können und sollen Bedeutung haben. Doch letzten Endes kommen wir nicht umhin, dass wir diese nonduale Einheit erfahren und durch uns selbst tatsächlich realisieren müssen.
Auf dem Weg hin zur Realisation und Selbstverwirklichung dieser nondualen Einheit wird dem henotheistischen Verständnis nach die Existenz anderer Götter jedenfalls nicht geleugnet oder deren Verehrung verboten.
Denn Spiritualität, verstanden als Prozess hin zu dieser nondualen Einheit, ist individuell, und die Qualitäten dieses einen formlosen Gottes lassen sich sowieso nicht in Worte ausdrücken. Um Brahman zu beschreiben, sprechen die Veden von Sat, Chit und Ananda, d.h. von Existenz, Bewusstsein und Glückseligkeit. Doch wissen wir überhaupt, was dieses Bewusstsein unveränderlicher Existenz und diese Glückseligkeit, dieses reine, unveränderliche Sein, ist?
Die beschreibenden Qualitäten von Brahman sind erst einmal nur Worte und bestenfalls Wegweiser. Doch müssen wir die Reise hin zur tatsächlichen Selbstverwirklichung von Gott/Brahman/ Substanz, die eine sehr, sehr lange sein kann, irgendwann einmal beginnen zu beschreiten.
Auf dem Weg hin zur Realisation dieses einen nondualen Gott/ Brahman/Substanz ist das henotheistische Glaubenskonzept, das in den Veden und in vedischer Astrologie zu finden ist, anderen Gottesformen jedenfalls nicht ablehnend gegenüber eingestellt. Es wird gesagt: ,,God is One, but the Wise see Him as many!"
Daher ist die Bewusstmachung der göttlichen Energien der Grahas und Nakshatras auch überhaupt keinen Widerspruch zur Aussage der grundlegenden nondualen Einheit vedischer Philosophie.
Um Astrologie anzuwenden und die astrologischen Techniken von Parashara, Jaimini und die des Varshaphala in Aktion zu erleben, ist es im Gegenteil sogar notwendig, diese in Form sprachlicher Symbolik transportierte Energie und deren Manifestationen im eigenen unmittelbaren Lebensumfeld besser zu verstehen.
Deshalb empfehle ich dir wirklich, wenn du in Erwägung ziehst Astrologie zu lernen, dich mit den Energien der Grahas durch das Studieren der Lernkarten und des o.g. Buches Grahas Sutras mehr vertraut zu machen und auf diese Weise die Grundlagen der Symbolik der Grahas besser verstehen zu lernen.
Für mich war dies jedenfalls eine unvergesslich tolle Zeit, als ich im Herbst 2017 nach einem Marathon an Astrologiestudium und Abschlussarbeit schreiben draußen unter buntfarbenen Herbstbäumen auf Parkbänken saß und nochmals in solch systematischer Art und Weise von den Grahas gelesen habe.
Mittlerweile bin ich in die Berufstätigkeit eingestiegen und ich würde sagen auch angekommen, und es ist so unglaublich viel passiert in den vergangenen anderthalb Jahren seit Beginn meines Mond-Dasas (im November 2017). Nun arbeite ich in einem großen Wirtschaftsprüfungs- und -beratungsunternehmen, und ich habe in dieser Zeit als Trainee die Bereiche internationale Steuern, Umsatzsteuer, Verrechnungspreise und Real Estate durchlaufen.
Dies sind dann doch schon jeweils eigene Perspektiven auf die wirtschaftlichen Aspekte des Lebens, mit dem gemeinsam Nenner, dass es nicht um Liebe, Kunst oder Religion, sondern eben um die Welt der Wirtschaft und um wirtschaftlich-rechtliche Fragestellungen und Aufgaben geht.
Von daher liegt es für mich nahe, die Symbolik der Grahas nun einmal ganz spezifisch auf die Welt der Wirtschaft zu beziehen. Einige bekannte Begriffe und Konzepte aus unserer wirtschaftlichen Alltagswelt lassen sich in der Tat astrologisch gut herleiten.
Hiermit werde ich im nächsten Post beginnen.
Also, bleibt gespannt und bis zum nächsten Post,
Euer Christian